Theodosius Florentini Promoter im Kapuzinerhabit (1808 – 1865)

«Im Notwendigen die Einheit, im Zweifel die Freiheit, in allem die Nächstenliebe.»

Mit diesen Worten hat Pater Theodosius Florentini kurz vor seinem Tod sein Programm prägnant zum Ausdruck gebracht. Die sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen seiner Zeit hat er stets als gottgewollte Aufgaben verstanden, welche zu lösen den Menschen auferlegt worden sind.

Überblick

Fr/It

Französisch

Le père Theodosius Florentini a appréhendé les défis sociaux, sociétaux et économiques de son époque comme des sacerdoces voulus par Dieu. Son action se situe au milieu du XIXe siècle. Il a construit son œuvre sur trois piliers fondamentaux.

Le premier d’entre eux fut le système de soins de santé, pour lequel il s’impliqua dans les hôpitaux, les foyers et les soins aux personnes âgées.

Il s’attela ensuite à la réforme du système scolaire catholique et fonda la congrégation des sœurs enseignantes à Menzingen et Ingenbohl.

Il fonda pour finir des usines dirigées selon des principes chrétiens et s’efforça ainsi de garantir des conditions de travail décentes. Theodosius Florentini est considéré comme l’une des figures les plus influentes de l’Église catholique en Suisse au XIXe siècle, et son œuvre se perpétue jusqu’à nos jours.

Italienisch

Padre Theodosius Florentini concepiva le sfide sociali ed economiche del suo tempo come doveri voluti da Dio. Il suo operato, che si colloca a metà del XIX secolo, si basa su tre punti cardine.

In primis la sanità e l’assistenza agli anziani, a cui si dedicò impegnandosi negli ospedali e negli ospizi.

In secondo luogo riformò il sistema scolastico cattolico e fondò l’Istituto delle suore di Menzingen e Ingenbohl.

Infine fondò delle fabbriche cristiane, cercando così di garantire delle condizioni di lavoro umane. Theodosius Florentini è considerato uno dei personaggi più significativi della Chiesa cattolica svizzera del XIX secolo e il suo operato produce effetti anche ai giorni nostri.

Die Schaffensjahre von Theodosius Florentini fallen in die Mitte des 19. Jahrhunderts und damit in eine Zeit, die von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen geprägt ist. Die Konflikte zwischen liberaler Staatsordnung und katholischen Orden spitzen sich zu: Überall in der Schweiz werden Kirchen und Klöster geschlossen. Florentini als überzeugter Katholik lebt gefährlich. Im aargauischen Baden eskalieren die Gegensätze in den 1830er Jahren. Genau zu dem Zeitpunkt, als er im dortigen Kapuzinerkloster federführend ist. Vom liberalen Staat wird ihm vorgeworfen, die Bevölkerung aufgewiegelt und zu Protesten aufgerufen zu haben: Er wird steckbrieflich gesucht und muss ins Elsass fliehen. Nach nur wenigen Monaten Exil kehrt er voller Tatendrang in die Schweiz zurück. Auf drei Grundpfeilern wird er fortan sein Lebenswerk aufbauen.

Als erstes widmet er sich dem Gesundheitswesen. Er engagiert sich in Spitälern, Heimen und der Altersfürsorge. Zweitens reformiert er das katholische Schulwesen. Im Kollegium «Maria-Hilf in Schwyz» entwirft er einen völlig neuen Lehrplan, in den er auch industrielle und technische Fächer aufnimmt. So ebnet er den katholischen Schulen den Weg in die moderne Berufs- und Arbeitswelt. Im Zusammenhang mit seinem Einsatz im Gesundheitswesen und der Pädagogik gründet er eigene Schwesterinstitute in Menzingen und Ingenbohl und betraut sie mit umfassenden Aufgaben. Frauen erhalten so Zugang zu Führungspositionen, wie sie in der bürgerlichen Welt des 19. Jahrhunderts sonst nicht vorstellbar gewesen wären. Drittens befasst sich Florentini mit dem Industrie- und Fabrikwesen. Als Ordensmann kommt er viel mit Menschen auf dem Land in Kontakt und erlebt die oftmals ausbeuterischen Arbeitsbedingungen hautnah: So auch die Kinderarbeit. Als Gegenmittel gründet er eigene Fabriken, mit für damalige Verhältnisse akzeptablen Arbeitsbedingungen. Er will mit diesen christlichen Fabriken mit gutem Beispiel vorangehen. Zwar scheitern seine wirtschaftlichen Unternehmungen an der harten Realität der Märkte, trotzdem sind sie rückblickend die ersten Versuche, humane Arbeitsbedingungen sicherzustellen.

Seine vielfältigen Tätigkeiten nehmen im Jahr 1865 ein abruptes Ende. Während einer Reise verstirbt Florentini in Heiden im Alter von 57 Jahren. Aus heutiger Sicht gilt Theodosius Florentini als eine der prägendsten Gestalten der katholischen Kirche der Schweiz des 19. Jahrhunderts und sein Werk hat Nachwirkungen bis in unsere Zeit. Sein Leitsatz behält seine Eindringlichkeit: «Eine Reform muss zuerst das Innere umgestalten, dann von innen nach aussen sich entfalten. Wer die Gesellschaft reformieren will, muss zuerst sich selbst reformieren.»

  • Pater Theodosius kommt am 23. Mai in Münster im Kanton Graubünden unter dem Namen Anton Crispin Florentini zur Welt.
    1808
  • Von 1815 bis 1825 absolviert Anton Crispin Florentini Studien in Münster, Taufers, Bozen, Stans, Baden und Chur.
    1815
  • Anton Crispin Florentini tritt ins Noviziat der Kapuziner zu Sitten ein und erhält ein Jahr später die Ordensprofess.
    1825
  • Bis 1841 amtet Florentini als Guardian in Baden und wird in die Badener Aufstände verwickelt. Er wird steckbrieflich gesucht und muss für sechs Monate ins Elsass fliehen.
    1838
  • Zurück in der Schweiz erfolgt die Profess der ersten Schwestern und die Mädchenschule in Menzingen beginnt ihren Betrieb. In der Organisation ist er federführend.
    1844
  • Pater Theodosius gründet in Ingenbohl das Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern.
    1856
  • Als Generlavikar in Chur verfasst Florentini zahlreiche Schriften und ist als Prediger und Redner im In- und Ausland sehr beliebt. Auch wirtschaftlich wird er aktiv und gründet drei «christliche» Fabriken.
    1860
  • Von umfangreichen Initiativen und seiner grossen Reisetätigkeit geschwächt verstirbt Pater Theodosius am 15. Februar in Heiden während der Durchreise. 1906 werden seine sterblichen Überreste ins Kloster Ingenbohl überführt.
    1865

Wirkungsorte

Klicken Sie auf die einzelnen blauen «Stecknadeln» und erfahren Sie mehr zu Leben und Werk von Theodosius Florentini.

Meinungen und Perspektiven

Im folgenden Videobeitrag äussern sich Wissenschaftler, Schwestern und Theologen zum Leben und Wirken von Theodosius Florentini. Die Interviews wurden als Teil eines Projektes aufgenommen und können in voller Länge beim Verein «Appenzeller Friedens-Stationen.ch» eingesehen werden.

Vermächtnis

Das Erbe von Florentinis Schaffen lebt bis heute. Seine Ordensgründungen in Menzingen und Ingenbohl sind heute ein aktiver Teil des gesellschaftlichen Lebens und engagiert in den Bereichen der Bildung, Seelsorge und Humanität.

Kloster Ingenbohl

Wir sind die Provinz Schweiz und sind Teil einer internationalen Gemeinschaft von katholischen Ordensfrauen. Wir verstehen uns als eine Gemeinschaft im Glauben, im Leben und Arbeiten. Unser offizieller Name lautet «Barmherzige Schwestern vom heiligen Kreuz» – in der Schweiz sind wir bekannt als Ingenbohler Schwestern. Unser Institut ist eine juristische Person in Form eines religiösen Vereins.

Die Satzungen fordern uns auf zu einem Leben aus dem Evangelium nach den Idealen des heiligen Franziskus von Assisi und unserer Gründer Pater Theodosius Florentini, Kapuziner, und Mutter Maria Theresia Scherer.

Offizielle Website: https://www.kloster-ingenbohl.ch/

Kloster Menzingen

Zusammen mit Pater Theodosius Florentini, einem unermüdlichen und weitsichtigen Kapuziner, hat sich unsere Gründerin, Mutter Bernarda Heimgartner eingesetzt für die Bildung von Frauen und Mädchen. Der starke Glaube und die Verwurzelung in Gott gaben ihr die Kraft, selbst in Schwierigkeiten auf die Führung Gottes zu vertrauen.

Wir Schwestern vom Hl. Kreuz, oder besser bekannt unter dem Namen Menzinger Schwestern, sind eine franziskanische Gemeinschaft von Frauen und richten unser Leben nach dem Evangelium aus.
Unser Mutterhaus ist in Menzingen ZG. An verschiedenen Orten leben wir in Kleingemeinschaften.
Unsere Niederlassungen befinden sich

  • in der Deutschschweiz
  • im Tessin
  • in der Westschweiz

Offizielle Website: https://www.kloster-menzingen.ch/

Leseempfehlungen

In den folgenden Publikationen finden Sie weitere Informationen zu Theodosius Florentini:

  • Sr. Zoe Maria Isenring: P. Theodosius Florentini (1808 - 1865), «Den Strom nicht stauen, sondern ihm ein Bett anweisen.», Academic Press Fribourg 2016.
    Fundierte und aktuelle Schilderung des Werks von Theodosius Florentini. Für eine vertiefte Beschäftigung mit Leben und Werk von Florentini sehr empfohlen.
  • Provinzialrat Schweizer Kapuziner (Hgg.), Helvetia Franziskana. Beiträge zur Geschichte der Brüder und Schwestern des hl. Franz und der hl. Klara in der Schweiz, Vol. 43/2 2014.
    Spannende Beiträge zu verschiedenen Aspekten des Lebens und Wirkens von Pater Theodosius.