In den 1920er-Jahren verfasst Willi Kobe ein theoretisches Werk über Mahatma Gandhi. Im Büchlein mit dem Titel «Mathatma Gandhis Welt- und Lebensanschauung» entwickelt er seine ersten Überlegungen zu Pazifsmus, Religion und Glaube. Besonders beeindruckt ihn Gandhis Gottverständnis:
«Wie die Religion für Gandhi keine weitere Form und keinen weiteren Namen hat und über allen bekannten Religionen steht, so auch sein Gott. Als der Absolute, die Wahrheit und die Liebe selber, steht er über allen Göttern und vereinigt alles in sich. Diese Auffassung von Religion und Gott kann man die Privatreligion Gandhis nennen.» (S. 15)
Diese Privatreligion richtet sich am Massstab der Sittlichkeit aus, und der Dienst an Gott ist der Dienst an der ganzen Menschheit. Diese zentralen Gedanken werden für das Engagement Kobes Zeit seines Lebens ihre Bedeutung behalten.
Gandhis universelle Religionsbegriff nimmt Kobe auf und interpretiert in ihm folgenden aus christlicher Sicht, bis zum Schluss des Werks Gandhi zum Christen wird, ohne dass dieser es selber direkt aussprechen würde:
«Überschauen wir an dieser Stelle die Lebensanschuung Gandhis, dann fällt uns auf, welch mächtigen Einfluss die Bibel mit ihrer frohen Botschaft auf Gandhi ausübte. Man darf wohl sagen, dass sie ihm zum Führer und Ratgeber in allem Wirken und Schaffen für das öffentliche Leben Indiens wurde, wie sie ihm auch den Gewissensspiegel in der Bergpredigt bot.» (S. 153)
Der Text hat kurz nach seinem Erscheinen eine beachtliche Verbreitung gefunden und den Namen Willi Kobe in christlichen und religiös-sozialen Bewegungen bekannt gemacht. Er ist heute in vielen Bibliotheken für eine komplette Lektüre greifbar.
Literaturhinweis:
Kobe, Willi: Mahatma Gandhis Welt- und Lebensanschauung, Hamburg 1925.