Besonderes politisches Gewicht erhalten Carl «Bö» Böcklis Karikaturen in den 1930er-Jahren und während des Zweiten Weltkriegs. Als Pionier des geistigen Widerstands ficht er mit spitzer Feder seinen persönlichen Kampf gegen totalitäre Ideologien. Es ist die Zeit der Geistigen Landesverteidigung in der Schweiz. Man besinnt sich auf die eigenen Werte, Traditionen und Geschichten, in Abgrenzung zum grassierenden Faschismus in den Nachbarländern und rechte Bewegungen im eigenen Land. Seine Waffe ist die Karikatur und die gekonnt dazu gesetzten Worte, von denen keines zu viel ist, aber jedes trifft. Diese Waffe wird gefürchtet, zumindest verursacht sie Ärger bei vielen Betroffenen. Unerbittlich sind seine Darstellungen gegen Diktatur, Terror und Gewalt. Und auch gegen das Spiessertum und die Anpasserei in den eigenen Schweizer Reihen.
Deswegen wird er immer wieder bedroht, auch von rechten Kreisen aus seiner eigenen Nachbarschaft. Dies veranlasst «Bö» dazu, in seinem Atelier stets ein Gewehr in Griffnähe zu haben. Man wirft ihm Steine in den Garten, reisst den Zaun nieder, lässt ihn aber auch wissen, dass sein Name auf jener Liste stehe, die dann zuerst abgehakt würde... «Bö» nimmt diese Drohungen ernst, einschüchtern lässt er sich jedoch nicht.
«Bö»‘s Schaffen wird oft auf seinen Kampf gegen braune und rote Fäuste reduziert. Zu Unrecht: In den Nachkriegsjahren nimmt er mit den Mitteln des Karikaturisten den Kampf gegen aktuellen Themen der Zeit auf. Unter Karikaturisten ist «Bö» legendär. Über die kritischen Medienkreise hinaus gilt er als steter Kämpfer gegen Opportunismus, als ein umfassender Zeitkritiker mit untrüglichem Urteil. In der Rückschau wird sein Werk zu einer kritischen Chronik, welche die Geschichte der Schweiz und die Schweizer selbst schlaglichtartig dokumentiert – ohne, dass «Bö» darüber die Kritik an sich selbst und seine Selbstironie vergessen würde. Carl Böcklis Werk ist Teil der Schweizer Kulturgeschichte.