Catharina Sturzenegger Engagiert für den Frieden und Vertraute von Henry Dunant (1854 – 1929)

«Wenn ich einen Mann bekäme, der mir die Haushaltung machte, würde ich schon heiraten.»

Wir schreiben das Jahr 1904. Unser Blick schweift nach Japan, wo die engagierte Catharina Sturzenegger aus dem kleinen Dorf Speicher in Appenzell Ausserrhoden als Rotkreuzhelferin und Korrespondentin tätig ist. Auch später zieht es die ausgebildete Lehrerin und Posthalterin in die Ferne.

Überblick

Fr/It

Französisch

Nous sommes en 1904, au Japon. Catharina Sturzenegger, jeune femme engagée originaire du petit village de Speicher dans le canton d’Appenzell Rhodes-Extérieures, y travaille comme auxiliaire et correspondante de la Croix-Rouge.

Institutrice et postière de formation, Catharina Sturzenegger sera toute sa vie attirée par le grand large. De 1912 à 1913, elle visite différents hôpitaux de guerre pendant la guerre des Balkans et observe en particulier les activités de la Croix-Rouge serbe.

Pendant la Première Guerre mondiale, elle retourne dans les Balkans en tant que correspondante de journal et œuvre pour le bien-être des populations en Serbie. Son engagement doit beaucoup à son admiration pour Henry Dunant, dont elle défendra les idéaux avec zèle jusqu’à la fin de sa vie.

Italienisch

Correva l’anno 1904. Il nostro sguardo è rivolto al Giappone, dove Catharina Sturzenegger – partita dal paesino di Speicher nell’Appenzello Esterno – lavorò come crocerossina e corrispondente.

Una missione che, nonostante la sua formazione da insegnante e un primo lavoro come titolare degli uffici postali, la portò lontano anche in seguito. Dal 1912 al 1913, durante la guerra balcanica fece visita a diversi lazzeretti ed ebbe modo di osservare da vicino soprattutto le attività della Croce Rossa serba.

Durante la prima guerra mondiale lavorò di nuovo come corrispondente nei Balcani, impegnandosi per il benessere delle persone in Serbia. Un impegno coltivato grazie a Henry Dunant e ai suoi ideali, di cui rimase una fervente sostenitrice per tutta la vita.

Für Catharina Sturzeneggers wagemutigen Auslandeinsätze haben die Begegnungen mit Henry Dunant in Heiden Funken geschlagen. Dunant, dem Initiator des Roten Kreuzes, wird für sie zum Vorbild und geistigen Vater. Dunant und Sturzenegger führen lange Gespräche über den Frieden. Bald wird Sturzenegger eine eifrige Verfechterin von Dunants Idealen. Bei einem ihrer späteren Besuche bei Dunant ruft er bezüglich des russisch-japanischen Kriegs aus, ob denn niemand in der Schweiz den Japanern die Grundsätze des Roten Kreuzes näherbringen könne. Da meldet sie sich spontan freiwillig und reist im Auftrag des Roten Kreuzes nach Japan.

Doch bereits vor diesen Begegnungen mit Dunant nimmt sich Catharina Sturzenegger vor, dem Krieg den Krieg zu erklären. Nachdem sie aus gesundheitlichen Gründen ihren Beruf als Lehrerin aufgeben muss, übernimmt sie während 15 Jahren zuerst das Postbüro in Wolfhalden und später dasjenige in Grub nahe St. Gallen. Sie muss 18 Stunden täglich im Büro einsatzbereit sein, um die Pferdepost-Fuhrwerke abfertigen zu können. Doch langweilig wird es ihr nie. Sie interessiert sich für die internationale Friedensliga und gründet eine Ostschweizer Sektion dieser Vereinigung. Die Idee des Pazifismus liegt vor dem Ersten Weltkrieg in der Luft; kurzerhand schreibt sie neben ihren posthalterischen Pflichten eine «Kurze Schweizergeschichte» aus pazifistischer Sicht. Darin lässt sie «altbewährte» Schlachten unerwähnt und widmet stattdessen ein ganzes Kapitel der Genfer Konvention. Bei einem internationalen Wettbewerb zur Friedensfrage erreicht sie unter 112 Arbeiten den siebten Rang.

In ihren weiteren Schriften plädiert Sturzenegger für die völkerrechtliche Sicherung des Friedens durch ein internationales Tribunal. Sie fordert Einsparungen bei der Rüstung, um mit diesem Geld den ärmeren Bevölkerungsgruppen zu helfen. Als sozialpolitische Massnahmen schlägt sie die unentgeltliche Krankenpflege und die kostenlose Berufsbildung vor. Als Autodidaktin bringt sie sich auf ihrer Reise nach Japan die englische Sprache bei, sie erlernt durch Beobachten die Künste der Krankenpflege. Sie verdient ihr Reisegeld damit, dass sie grossen Schweizer Zeitungen Kriegsberichte zuschickt oder den Japanern die deutsche Sprache beibringt. Zudem ist sie eine fleissige Fotografin.

Catharina Sturzenegger ist eine aussergewöhnliche und widersprüchliche Frau. Sie setzt sich für den Frieden ein, verherrlicht jedoch die nationalistischen Strömungen in Japan und Serbien. Sie schreibt über Pazifismus und ist gleichzeitig als erste Frau Mitglied im Schiessverein Wolfhalden - und glänzt mit ihren Resultaten.

  • Catharina Sturzenegger wird im appenzellischen Speicher geboren. Sie ist die Tochter des Johann Ulrich, einem verarmten Kleinbauern und Heimwebers und der Anna Barbara, geb. Koller, der Tochter des Grossfabrikanten Johann Ulrich, von Speicher.
    1854
  • Bis 1878 arbeitet Catharina Sturzenegger in Kandergrund, Ramsen und Magglingen als Lehrerin. Wegen gesundheitlichen Problemen muss sie die Arbeit als Lehrerin niederlegen.
    1874
  • Ab 1884 arbeitet Catharina Sturzenegger als Posthalterin in Wolfhalden und Grub.
    1884
  • Neben ihrem Beruf als Posthalterin verfasst sie historische Beiträge. Aufsehen erregt sie mit ihrer «Schweizergeschichte», die ihr an der Landesausstellung in Genf 1896 und an der Weltausstellung in Paris 1900 eine Ehrenmeldung einträgt.
    1896
  • Nach einem Treffen mit Henry Dunant wird zur eifrigen Verfechterin seiner Ideale. Sie reist im Auftrag des Roten Kreuzes nach Japan und ist dort während 4 Jahren tätig.
    1904
  • Catharina Sturzenegger ist Kriegshelferin und Korrespondentin im Balkankrieg und in Serbien.
    1912
  • Catharina Sturzenegger stirbt im Alter von 75 Jahren.
    1929

Wirkungsorte

Das humanitäre Werk von Catharina Sturzenegger führte sie bis nach Japan. Klicken Sie auf die einzelnen blauen «Stecknadeln» und erfahren Sie mehr zu ihrem Leben und Wirken.

In Japan

Karin Weber schildert kurz und prägnant, wie es dazu kam, dass Catharina Sturzenegger nach Japan ging und was sie dort erlebte.

Leseempfehlungen

In der folgenden Publikation finden Sie weitere Informationen zu Catharina Sturzenegger:

  • Eggenberger, Peter: Posthalterin Catharina Sturzenegger, in: Appenzeller Kalender auf das Jahr 2005, S. 100-103.

Impressionen